Substanzen |
ICD-10 |
klinische Zustandsbilder |
ICD-10 |
Alkohol | F10 |
akute Intoxikation |
F1x.0 |
Opoide | F11 |
schädlicher Gebrauch |
F1x.1 |
Cannaboide | F12 | Abhängigkeitssyndrom | F1x.2 |
Sedativa oder Hypnotika | F13 | Entzugssyndrom | F1x.3 |
Kokain | F14 | Entzugssyndrom mit Delir | F1x.4 |
andere Stimulanzien einschließlich Koffein | F15 | psychotische Störung | F1x.5 |
Halluzinogene | F16 | amnestisches Syndrom | F1x.6 |
Tabak | F17 | Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung | F1x.7 |
flüchtige Lösungsmittel | F18 | sonstige psychische und Verhaltensstörungen | F1x.8 |
multipler Substnazgebrauch und Konsum anderer psychotroper Substanzen | F19 | nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörung | F1x.9 |
Unter psychotropen Substanzen versteht man natürliche, synthetische oder chemisch aufbereitete Substanzen, welche zentralnervös auf den Organismus eines Individuums einwirken und dessen Wahrnehmung, Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen.
Psychotrope Substanzen können unterschieden werden bezüglich ihrer Wirkungsdimensionen, der Verschiedenartigkeit der Symptome wenn es zu einer Intoxikation kommt oder auch hinsichtlich der Schnelligkeit, mit der es zu einer Abhängigkeitsentwicklung kommt.
Die beiden Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV-TR unterscheiden bei allen psychotropen Substanzen zwischen dem Substanzmissbrauch und der Substanzabhängigkeit.
Von einem Substanzmissbrauch spricht man dann, wenn innerhalb des letzten Jahres mindestens eines oder mehrere der folgenden Merkmale aufgetreten sind:
Von einer Substanzabhängigkeit spricht man, wenn innerhalb des letzten Jahres mindestens 3 der folgenden Merkmale aufgetreten sind:
Die Substanzabhängigkeit kann objektiv bestimmt werden, einerseits durch das Auftreten charakteristischer Entzugssymptome und andererseits durch einen pharmakologischen Toleranztest.
Bei Substanzmissbrauch ist der Diagnostiker jedoch angewiesen auf eine gute Anamnese und auf Selbstbeurteilungsinformationen. Hierbei spielen vor allem die Art der Substanz, die Dauer des Substanzmissbrauchs, das Einstiegsalter sowie die bisherigen Behandlungen eine wichtige Rolle.
Die Vielzahl der existierenden diagnostischen Instrumente beziehen sich jeweils auf spezifische Substanzen. Es gibt jedoch auch substanzübergreifende Diagnostiksysteme. Dazu zählen z.B. das Composite International Diagnostic Interview (CIDI), das Psychosoziale ressourcenorientierte Diagnostiksystem (PREDI) sowie der Addiction Severity Index (ASI).
Ein Modell welches auf eine Vielzahl von psychischen Störungen angewandt werden kann ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Hierbei wird davon ausgegangen, dass es eine genetisch bedingte Veranlagung im Individuum gibt, welche im Zusammenspiel mit Stress und anderen Risikofaktoren die Entstehung von u.a. Substanzabhängigkeit hervorrufen kann.
Psychotrope Substanzen können unterschiedlich schnell ins zentrale Nervensystem gelangen, je nach Art der Einnahme (oral, olfaktorisch usw.), wo sie dann auf verschiedenste Weise die synaptischen Übertragungsmechanismen beeinflussen.
Bei wiederholten Substanzmissbrauch tritt dann das Phänomen der Neuroadaptation auf, was bedeutet, dass der jeweilige Substanzeffekt vom Organismus kompensiert wird und es z.B. zu einer Toleranzentwicklung kommt. Dadurch muss die Substanz in einer immer höheren Dosis verabreicht werden um den selben Effekt zu erreichen.
Kurzgefasst:
Alle psychotropen Substanzen aktivieren das mesolimbische Dopaminsystem ("Belohnungssystem"), d.h. es kommt zu einer verstärkten Dopaminausschüttung v.a. im Nucleus accumbens. Um diese Dopaminüberflutung zu kompensieren drosselt der Organismus die Eigenproduktion von Dopamin und verändert die Rezeptoranzahl (up/ down-Regulation). Das führt in der Folge zu einer Abnahme der ursprünglichen Wirkung was wiederum in einem gesteigerten Verlangen nach der Substanz und mündet und zu Entzugssymptomen führen kann. Das Resultat ist eine zunehmende Abhängigkeit von der jeweiligen Substanz.