Bei der IRRT handelt es sich um eine spezielle Therapieform für Erwachsene, welche in der Kindheit Opfer sexuellen oder körperlichen Missbrauchs geworden sind (Typ-I & Typ-II-Traumatisierung). Sie wurde von Mervyn Schmucker in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt. In den letzten Jahren wurde diese Methode auch erfolgreich auf weitere Anwendungsgebiete, wie z.B. Angst, Depression und komplizierte Trauerreaktionen, angewendet.
Das Charakteristische dieses kognitiv-behavioralen Verfahrens ist, dass es Methoden der Konfrontation in-sensu kombiniert mit dem Aufbau von imaginativen Bewältigungsbildern. Hierdurch soll es zu einer Neubewertung der vorhandenen dysfunktionalen traumarelevanten Schemata kommen. Der Ablauf erfolgt in drei Phasen:
1. Phase Konfrontation in-sensu: Hierbei wird der Patient mit seinen intrusiven Erinnerungen konfrontiert, indem er diese verbalisieren soll. Hierdurch soll sein gesamtes Erinnerungsnetzwerk (Emotionen, Kognitionen, Bilder) aktiviert und dem Verarbeitungsprozess zugeführt werden. Das zentrale Ziel des ersten Wiedererlebens des traumatischen Erlebnisses ist eine Habituation an die Angst.
2. Phase Konfrontation des Täters: In dieser Phase soll der Täter imaginativ mit seiner Tat konfrontiert und hierdurch entmachtet werden. Hierfür wird das AKTUELLE ICH in den Verarbeitungsprozess eingeführt. Das Ziel dieser Intervention ist es, die erlebte Hilflosigkeit und Machtlosigkeit sowie den Kontrollverlust während der Traumatisierung zu modifizieren.
3. Phase Erwachsene-Kind-Bewältigungsbilder: Nachdem der Täter vom AKTUELLEN ICH entmachtet wurde, soll sich das traumatisierte KIND mit dem AKTUELLEN ICH versöhnen. Dieser Schritt ist wichtig, um z.B. selbstabwertende Schemata der Patienten zu verändern. Ein typisches Beispiel hierfür sind Schuldgefühle, sich u.a. nicht genug gewehrt zu haben und somit selbst Schuld an dem Missbrauch zu sein.
Grundvoraussetzung ist eine bestehende vertrauensvolle und tragfähige therapeutische Beziehung.
Eigenschaften des Therapeuten sollten sein: eine sokratische Haltung sowie eine kollaborative Haltung. Sokratische Haltung meint hierbei, dass der Therapeut den Patienten darin unterstützt, seinen "Heilungsweg" selbst zu entdecken. Die Patienten müssen ihre Lösungen also selbst finden und werden vom Therapeuten nur begleitet. Kollaborative Haltung wird v.a. bei Blockaden im IRRT-Prozess eingenommen und bedeutet, dass der Therapeut dem Patient z.B. klärende Zusammenfassungen anbietet, die dieser dann der Reihe nach nachvollziehen muss, um letztendlich seine Blockade aufzulösen.
Wenn die Patienten sehr schwer traumatisiert sind und zu ausgeprägten Dissoziationen neigen, wird von der Anwendung dieser Methode abgeraten.